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Besitzer von Schloss Gröditz sucht einen Nachfolger

Beat von Zenker hat gemeinsam mit einem Verein den Prachtbau bei Weißenberg saniert. Nun sieht er sich und seinen Besitz an einem Scheideweg.

Von Uwe Menschner
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Das Schloss in Gröditz bei Weißenberg: Einst diente es als Tuberkulose-Heilanstalt, seit Beat von Zenker es 2006 übernahm, wurde es auch mithilfe eines Vereins saniert. Jetzt sucht der Besitzer einen Nachfolger.
Das Schloss in Gröditz bei Weißenberg: Einst diente es als Tuberkulose-Heilanstalt, seit Beat von Zenker es 2006 übernahm, wurde es auch mithilfe eines Vereins saniert. Jetzt sucht der Besitzer einen Nachfolger. © Steffen Unger

Gröditz. Strahlend weiß liegt der Prachtbau des Gröditzer Schlosses in der Sonne. Auf der Wiese unter den Bäumen sitzen sommerlich gekleidete Menschen, nippen an einem Glas Limonade oder auch Bier, essen eine Bratwurst oder eine Fettschnitte. Männer und Frauen in blauen Poloshirts mit einem Wappen auf der Vorderseite und der Aufschrift „Pro Gröditz“ auf der Rückseite stehen am Grill und in den Verkaufsbuden, gehen mit Tabletts über das Gelände, halten hin und wieder für ein kurzes Gespräch inne.

Auch am zurückliegenden Tag des offenen Denkmals am 10. September 2023 zeigte sich, dass das Gröditzer Schloss nicht nur für die Stadt Weißenberg, sondern auch für den Landkreis Bautzen und die gesamte Oberlausitz einen ganz besonderen Anziehungspunkt darstellt.

2006 erwarb Großneffe der letzten Besitzerin das Schloss

Einer der in Blau gekleideten Männer, groß gewachsen und mit ergrautem Haar, spricht unverkennbar Schweizer Dialekt. Gefühlt jeder, der seinen Weg kreuzt, bleibt kurz stehen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Beat von Zenker, der Eigentümer und Schlossherr von Gröditz, ist aus der Szenerie nicht wegzudenken.

Dass er sich um das in den letzten 17 Jahren – 2006 hatte Beat von Zenker Schloss Gröditz erworben, 2007 initiierte er den Förderverein – Geschaffene sorgt, merkt man ihm zunächst nicht an. „Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, in was für einem Zustand sich das Gebäude befand, als ich es das erste Mal sah“, blickt der Großneffe der letzten Besitzerin vor der Enteignung 1945, Gerda von Krauss von Zenker, zurück.

Schloss Gröditz diente einst als Tuberkulose-Heilanstalt

Die jahrzehntelange Nutzung als Tuberkulose-Heilanstalt, später als Außenstelle des psychiatrischen Krankenhauses Großschweidnitz, hatte ihre Spuren hinterlassen. „Die Eingangshalle stand voll mit Pflegebetten, der Geruch nach Fäkalien und dem damals gebräuchlichen Desinfektionsmittel war allgegenwärtig. Es hat Jahre gedauert, bis wir ihn aus den Räumen vertrieben hatten.“ Und doch war die medizinische Nutzung ein Glücksfall; denn anderenfalls hätte Gröditz vielleicht dasselbe Schicksal ereilt, wie das nahe gelegene Schloss Baruth, das 1949/50 abgerissen wurde.

Beat von Zenker will die Erinnerung an diese Ära auch nicht tilgen; unter dem Dach hat er ein kleines Museum dafür eingerichtet, das aus heutiger Sicht freilich eher einem Gruselkabinett ähnelt.

Die anderen Räume sind weitaus mondäner; die bereits erwähnte Empfangshalle, das Herren- und das Damenzimmer, das Speisezimmer, die prachtvollen Salons in der Belle Etáge… Den Höhepunkt des Rundgangs bildet aber zweifellos der Altan, der wie ein Vogelnest hoch über der Gröditzer Skala an der zum Abhang gerichteten Seite des Schlosses klebt, wo das Gelände fast 100 Meter zum Löbauer Wasser hin abfällt. „Das alles konnte nur Dank des Vereins erhalten werden, der das Bindeglied zwischen mir als Besitzer und den Menschen in der Umgebung darstellt“, erklärt Beat von Zenker.

Schloss Gröditz soll öffentlich nutzbar bleiben

Doch nun sieht er sich und Schloss Gröditz an einem Scheideweg angekommen. „Ich bin jetzt über 60. Sicher bleiben mir noch ein paar Jahre, doch ich muss mich jetzt darum kümmern, die Zukunft zu sichern.“ Die eigenen, in der Schweiz lebenden Kinder, so sagt er, haben kein Interesse daran, den Besitz im Osten Deutschlands zu übernehmen. „Ich suche einen Nachfolger“, sagt Beat von Zenker, „aber keinen Käufer.“ Ein Verkauf, so betont er, sei „die schlechteste Lösung und damit auch die letzte Option.“

Mit einer Veröffentlichung im eher in einschlägigen Kreisen verbreiteten Deutschen Adelsblatt startete der Eigentümer vor einiger Zeit einen ersten Versuch. „Es haben sich auch tatsächlich einige Interessenten bei mir gemeldet. Doch denen schwebte eine rein private Nutzung vor. Das will ich aber nicht. Schloss Gröditz soll der Öffentlichkeit erhalten bleiben.“ Beat von Zenker betont dies in dem Bewusstsein, dass der Prachtbau und der ihn umgebende Landschaftspark ohne öffentliche Unterstützung nicht das wären, was sie heute zweifellos darstellen.

„Damit meine ich einerseits die Unterstützung durch den Verein Pro Gröditz und die vielen Menschen hier, die uns helfen; andererseits aber auch die staatliche Unterstützung, die uns in früheren Jahren zuteil wurde.“ Diese gebe es heute allerdings kaum noch; das müsse wissen, wer sich hier engagieren wolle. Hinzu komme die komplizierte Situation der Gröditzer Skala, die, „ginge es nur nach dem Sachsenforst, gar nicht mehr zugänglich sein sollte.“ Doch glücklicherweise führe der Pilgerweg hindurch, „sodass man sie nicht komplett dicht machen kann“, erklärt Beat von Zenker.

Schlossbesitzer denkt über Stiftungsgründung nach

Die durch den Verein Pro Gröditz entwickelten landschaftspflegerischen Pläne lassen sich unter diesen Umständen allerdings auch nicht umsetzen. Beat von Zenker sucht „Mitinvestoren, um die Risiken besser verteilen zu können.“ In welcher Form dies geschieht, müsse sich zeigen – womöglich als Stiftung. Auch die staatlichen Stellen müssten sich ihrer Verantwortung für das kulturelle Erbe wieder stärker bewusst werden.

Bliebe am Ende nur der Verkauf, dann könne es passieren, dass die Menschen aus Gröditz und Umgebung das Schloss nur noch durch ein verschlossenes Tor strahlend weiß in der Sonne liegen sehen… Doch so weit ist es noch lange nicht, und Beat von Zenker will darum kämpfen, dass dies nie geschieht.