Gaststätte Zum grünen Kranze

Paul Athmann


Bis 1888 mussten in Dreye  alle Schiffe, die Waren auf der Weser beförderten, anlegen und den Zoll entrichten.  Das führte zwangsläufig zu einer Pause, die dazu genutzt wurde, um etwas zu essen, zu trinken oder die neuesten Nachrichten auszutauschen.  Die geschah im Krug, der direkt neben der Landzollstelle lag, und nur wenige Schritte vom Hafen entfernt.

 

Nach einem Artikel im Weyher Rundblick ist der Krug das älteste Gasthaus Weyhes. Es sei schon 1584 erwähnt, da die damalige Zollstation in dem Jahr eine Schankerlaubnis erhalten habe. 1


 Der Krug hatte einige Betreiber, bis er schließlich geschlossen und 2018 abgerissen wurde.

 

1869 heißt der  Betreiber Glade. Deichvogt Bormann zeichnet 1869 die Gastwirtschaft  in einen Plan mit ein, der die Zuwegung von der Landstraße zum Dreyer Hafen zeigt. Das Gasthaus liegt dem Zollamt gegenüber, und bis zum Hafen ist es nicht weit. Es liegt an der Landesstraße von Riede nach Bremen, wo viele einkehren, die von Bremen kommen oder dorthin wollen.

1902 ist die Gastwirtschaft unter dem Namen Eggers bekannt. 

Spätestens ab diesem Zeitpunkt heißt die Gaststätte offiziell „Im Krug zum grünen Kran

1916 ist das Gasthaus Eggers auf einer Postkarte abgebildet.2

Der ArbeiterGesangsverein Dreye 1922 vor dem Gasthaus 3

Um 1930 ist Friedrich Rügge der Wirt im Krug, wie auf einer Postkarte zu lesen ist.4

1936 ist im Adressbuch der Grafschaft Hoya  „Rügge, Friedrich, Gastwirt, 26“ unter Dreye eingetragen.


1960: August Fritzemeyer betreibt den Krug. Er hat gute Kontakte zum Segelverein SV Wiking. Er verkauft dem Verein ein Grundstück, hierauf wird 1961 eine Bootshalle zur Überwinterung der Vereinsboote errichtet. 1970 stimmt er sogar dem Bau einer zweiten Bootshalle zu- Noch 2012 sagt der Vorsitzende des SV Wiking. Wolfhard Rau, über den ehemaligen Vereinswirt: "August Fritzemeyer, der Gastwirt im Krug zum Grünen Kranze, ein ganz toller Vereinswirt, der hat viel Verständnis für uns gehabt. 5

 

Die jährlichen Versammlungen der Segler finden natürlich bei Fritzemeyer statt, sowie Karnevalsfeiern und Winterfeste.

 

In Erinnerung geblieben sind besonders die legendären Kostümfeste. Die "Kolibris" spielten dabei schon mal zum Tanz auf. 

Die jährlichen Versammlungen der Segler finden natürlich auch bei Fritzemeyer statt, sowie Karnevalsfeiern und Winterfeste.

1963 geben im Krug die Kolibris den Takt vor - beim Kostümfest des SV Wiking 6
1963 geben im Krug die Kolibris den Takt vor - beim Kostümfest des SV Wiking 6

1974 hat dann der Gastwirt Günter Erlebach den Krug übernommen. Die guten Kontakte zum Segelverein bleiben: Das 25-jährige Bestehen des Vereins wird bei Erlebach im Krug gefeiert. Auch die jährlichen Versammlungen und das Labskausessen finden bei Erlebach statt.


Labskausessen mit Preis-verleihung für Regattasieger

Kostümfeste sind weiterhin feste Bestandteile im jährlichen Unterhaltungs-programm der Segler. 7

 

 

 

 

 

 

Auch für die Sportler vom SV Dreye ist der Krug das Ver-einsgasthaus und ein fester Bestandteil der Vereins-geschichte. 8

Postkarte aus den 1970er Jahren. 9 Offensichtlich ist der Krug in den Jahren zwischen 1930 und 1960 entweder total umgebaut oder neu gebaut worden.

Im Dezember 1998 macht der Krug noch Werbung im Weyher Rundblick 10

Im Februar 2002 vermeldet der Weser-Kurier die Schließung des Lokals. 11

Günter Erlebach führt den Krug bis 2002, also mehr als 25 Jahre. Dann muss er schließen. Die Gaststätte soll 2004 versteigert werden, weil sich ein neuer Betreiber nicht gefunden hat. Auch bei der Versteigerung findet sich zunächst niemand, der die Traditions-Gaststätte übernehmen will.

 

Der Verkehrswert ist den potentiellen Käufern einfach zu hoch. Im Konkursvermögen ist auch die Bootshalle der Segler vom SV Wiking aufgegangen. Das schmerzt den Vereins-vorsitzenden Rau aber nicht, da so Abriss-kosten nicht mehr vom Verein zu tragen sind.

 

Die Wikinger müssen nach der Schließung des Gasthauses ihre Versammlungen und Feier-lichkeiten in ein anderes Domizil verlegen: Sie weichen nach Kirchweyhe aus, zum Gasthaus Dörgeloh. Denn dort können sie unter Ein-beziehung des Schießstandes des Kirch-weyher Schützenvereins weiterhin ihren SKS-Dreikampf „Segeln, Kegeln, Schießen“ durchführen.

 

Nach dem Scheitern der Versteigerung verfällt das Lokal zusehends.

 

2009 weist der „Marktplatz Weyhe“ auf das „trostlose Bild“ hin, das das ehemalige Traditionsgasthaus bietet.

 


Beim erneuten Versteigerungstermin gibt es keine Schutzgrenzen mehr und das Gebot von 20000 DM erhält den Zuschlag. Ein Lesumer hat damit das Gebäude erworben. Auch die auf dem Grundstück stehenden Bootshallen sind in das Eigentum des Käufers übergegangen. Darüber ist der Vorsitzende des Segelvereins, Wolfhard Rau, aber gar nicht so unglücklich, wird er dadurch doch von den Abrisskosten der Bootshallen befreit.

2011 steht das Haus immer noch leer. Es gibt immer wieder Beschwerden der Anwohner über den „Schandfleck“ des Dorfes.


Die Gemeinde versucht, durch Gespräche mit dem neuen Eigentümer zu einer Lösung zu kommen. Da diese Gespräche scheitern, wird im Rat beschlossen, einen Bebauungsplan aufzustellen, der neben dem Gasthaus 2 weitere Gebäude in der nahen Umgebung einschließt. Darüber wird die Gemeinde rechtlich in die Lage versetzt, eine Abrissverfügung beim Landkreis zu beantragen. Dies geschieht 2018, nachdem weitere Verhandlungen mit dem Eigentümer zu keinem Ergebnis führten.

Durch den neu aufgestellten Bebauungsplan wird Baurecht geschaffen, das eine Errichtung von mehreren kleinen Wohnhäusern erlaubt. Dadurch soll eine Sanierung des Dreyer Ortskerns ermöglicht werden. Die Gemeinde präsentiert einen Plan, der auch eine neue Zuwegung zum hinteren Bereich der Grundstücke vorsieht.

Ende April 2018 wird mit dem Abriss begonnen.
 

 

 

 


Zunächst werden die Bootshallen abgebrochen.
 

 

 

 

 


Danach erfolgt der Abriss des Gasthauses.12


„Der Schandfleck soll endlich weg … lautete die Überschrift eines Presseartikels im Jahr 2015. Gemeint war das ehemalige Dreyer Traditionsgasthaus „Im Krug zum grünen Kranze“. Früher trafen sich die Dorfbewohner in der Gaststätte, um über die wichtigen Dinge im Ort zu sprechen, nun trafen sich teilweise wütende Dreyer Einwohner in der Sporthalle des SV Dreye, um über das Schicksal einer „Gaststättenruine“ zu diskutieren. Dabei richtete sich der „Groll“ der anwesenden Bürger explizit … gegen das, was laut allgemeiner Auffassung das Bild des Ortskerns verschandelt: die einstige Traditionsgaststätte Im Krug zum grünen Kranze. Oder besser: das was davon übrig ist …. Laut dem Artikel stand das hier als „Schrottimmobilie“ bezeichnete Objekt seinerzeit, im Jahre 2015, bereits 13 Jahre leer und war letztlich … mittlerweile in einem so schlechten Zustand, dass sie inoffiziell in „Krug zur grünen Schande“ umgetauft wurde. Die Fenster seien teilweise eingeschlagen, ließ ein Einwohner wissen. Ratten würden das Grundstück bevölkern, klagte ein anderer. Laut eines weiteren Teilnehmers am Donnerstagabend sollen außerdem „dubiose Fahrzeuge“ ohne Zulassung vor der Ruine parken.“ 13

 

 
 
 
Anmerkungen

1 Vgl. Weyher Rundblick. Ausgabe Dezember 2010 (bt)
2 Foto/Repro: W. Meyer
3 Foto/Repro: W. Meyer
4 Foto/Repro: W. Meyer
5 Interview Wolfhard Rau mit Geschichtswerkstatt Weyhe (P.Athmann) 25.11.2012, Dreye
6 Fotos (2): aus dem Besitz von Hermann Schierenbeck
7 Fotos (2): aus dem Besitz von Hermann Schierenbeck
8
Vgl. Weyher Rundblick (Marktplatz Weyhe) Ausgabe Dezember 2010 (bt)
9 Repro: F.Römer
10
Weyher Rundblick Ausgabe Dezember 1998
11
Weserkurier v. 14.2.2002
12 Fotos: Kreiszeitung v. 28.4.2018 – S.Schritt
13 Zitiert aus: (Weber, Halte Rast, sei unser Gast! Gaststätten im Landkreis Diepholz, 2019) S. 474 mit Verweisen auf
Kreiszeitung 26.10.2013 „Ärger groß – Einfluss gering“ und Weserkurier, „Der Schandfleck soll weg“ v. 23.5.2015